Einzel-Übung zum persönlichen Schatten
Führen Sie ein Schatten-Tagebuch und beantworten Sie bitte folgende Fragen:
1) Was ist das Schlimmste, das andere über mich sagen könnten?
2) Was hasse ich an meinem ärgsten Feind?
3) Wo bekämpfe ich eigene Probleme an anderen?
4) Wo, wann und wie beweise ich mir, dass ich eine bestimmte Eigenschaft nicht habe?
5) Gegen welche Gruppen oder Menschen habe ich die größte Abneigung?
Notieren Sie die Antworten und wenden Sie Ihre projizierten, negativen Wahrnehmungen und Gefühle anschließend auf sich selbst an. Dazu können Sie Ihre Antworten von Frage 2) umformulieren. Statt »Mein Feind ist egoistisch, engstirnig und faul« schreiben Sie »Ich bin egoistisch, engstirnig und faul«.
Lesen Sie sich nun selbst Ihre Ich-Sätze laut vor und nehmen Sie dabei Ihre Gefühle und Körperempfindungen wahr. Bei welchem Satz spüren Sie den größten Widerstand? Ihr Widerstand gibt Ihnen einen Hinweis auf Ihr Schattenthema.
Lernen Sie, die Eigenschaften, die Sie an anderen stören, an sich selbst zu akzeptieren. So können Sie sich Ihren Schatten wieder zu eigen machen, Kräfte freisetzen und Ihre Talente entfalten.
Weitere Methoden zur Kontaktaufnahme mit verdrängten Anteilen
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie wir unserem Unbewussten auf die Schliche kommen können. Durch Spiel und Tanz der Kellerkinder oder durch die Arbeit mit unseren Träumen können wir Bewusstsein in unser Unbewusstes bringen, den Schatten integrieren und neue Talente entfalten. Auch in Tiefenentspannung und Trance tauchen wir in Bereiche unserer Persönlichkeit, die im Verborgenen liegen und uns interessante Informationen liefern. Wir können uns auch in einem Dunkelretreat längere Zeit alleine im Dunkeln aufhalten, damit verdrängte und unterdrückte Anteile sich melden und wir sie ins Licht bringen können. In einer systemischen Aufstellung können wir versteckte Dynamiken, Tabus und unbewusste Glaubenssätze sichtbar machen. Oder wir entwickeln den Clown in uns, arbeiten selbst mit unseren Projektionen und führen ein Schatten-Tagebuch.
Warum die Integration des Schattens wichtig ist
Gelingt die Integration des Schattens nicht, wird uns dieser später einholen und unseren Erfolg und unser Wachstum verhindern. Die unterdrückten Anteile und Gefühle brechen irgendwann hervor, meistens dann, wenn es völlig unangemessen ist.
Am eigenen oder kollektiven Schatten scheitern die meisten Projekte, denn unsere Seele strebt immer einen Ausgleich von Einseitigkeit an. Licht und Schatten gehören zusammen wie das Ein- und Ausatmen. Integriert man dagegen die Polarität und den eigenen Schatten, hört man auf zu projizieren. Wir werden liebevoller, offener, empathischer und zufriedener.
Beispiel: Konkurrenz als Schattenthema
Viele Unternehmen und Teams haben Angst vor Konkurrenz und verdrängen dies entweder oder gehen bewusst in den Kampf. Auch in der Hochseilgarten-Branche gibt es eutschlandweit viele Anbieter derselben Produkte und Dienstleistungen. Es ist dort üblich, dass die Teams je nach Outdoor-Auftrag wechseln und individuell vom Anbieter zusammengestellt werden. Die Teammitglieder sind meistens freiberuflich tätig.
Tim, Eva und Mark sind selbstständige Mitarbeiter einer Outdoor-Firma. Ihnen wird offiziell verboten, auch für andere Outdoor-Anbieter zu arbeiten. Der Pol »Konkurrenz« wird von ihrem Chef verdrängt und sinkt in den Schatten. Trotzdem arbeiten Tim und Eva heimlich für andere Outdoor-Anbieter. Nach einem Jahr tritt dieser für den Chef unerwünschte und besorgniserregende Pol bei Tim ans Tageslicht. Es gibt eine Auseinandersetzung zwischen Tim und seinem Chef, die zum Ende des Arbeitsverhältnisses führt. Eva bekommt dies mit und wendet viel Energie auf, um den verbotenen Pol zu unterdrücken. Dadurch hat sie nicht ihr volles Potenzial zur Verfügung und macht in ihrer Arbeit einige Fehler. Ihr Chef und sie werden immer unzufriedener.
Nach zwei Jahren wechselt Eva freiwillig zum konkurrierenden Anbieter in ein anderes Team. Sie spürt nun, wie ein großer Druck von ihr abfällt und sie wieder mehr Freude empfindet. Ihr neuer Chef hat eine ganz andere Einstellung. Er erlaubt und befürwortet, dass die eigenen Teammitglieder auch mit anderen »konkurrierenden« Anbietern zusammenarbeiten. Hier entsteht ein offenes und transparentes Feld mit der Überzeugung, dass es genug Aufträge für alle gibt. Eva lernt dadurch noch weitere Anbieter kennen, für die sie gerne arbeitet. Da ihr Chef das Schattenthema »Konkurrenz« nicht hat, profitiert das gesamte Team davon, dass Eva ihre Kompetenz erweitert und das woanders Gelernte ins eigene Team einbringt. Die Sicherheit der Teilnehmer der Outdoor-Trainings erhöht sich durch Evas reichen Erfahrungsschatz ebenfalls. Die Arbeitszufriedenheit aller Beteiligten steigt, so dass Eva nach fünf Jahren immer noch gerne und mit sehr guter Qualität bei ihrem neuen Chef arbeitet.